…eine kurze Nachricht in WhatsApp, Wochenendplanung mit der Familie abgeklärt und schon stand fest – Wochenende 28./ 29.07.2018 – 24 h Rad am Ring mit dem Rennrad im 4er Team – gehen klar.
Was war passiert. Holger hatte einen Kontakt zum „Team Sauberland„, denen ein Fahrer für das Wochenende ausgefallen war und suchte nun noch einen Mitstreiter in der TES Gruppe. Nachdem der Wetterbericht angenehme Temperaturen und geringe Regenwahrscheinlichkeit ausspuckte, hatte er den nun bei mir gefunden. Anreise war für mich der Samstag. Bis 8 Uhr musste ich auf dem Gelände sein, was frühes Aufstehen und ein fertig gepacktes Auto beinhalten sollte.
Nach einer staufreien Anfahrt und Einfahrt auf das Gelände der „grünen Hölle“ – wie die Nordschleife auch wegen der anspruchsvollen Topografie und der Wetterkapriolen der Eifel genannt wird – stand ich nun vor unserem „Fahrerlager“.
Holger und Ralf waren schon Freitag angereist. Ralf als erfahrener Profi-Camper hatte für eine super Ausstattung gesorgt und ich kam passend zum Frühstück dazu, welches mit frischen Brötchen versehen war, die Basti am Morgen mitgebracht hatte.
Ralf und Basti kannten sich aus vergangenen Rennrad Aktivitäten und eben von besagten „Team Sauberland„ und Holger als Arbeitskollege von Ralf, hatte im letzten Jahr von Ralfs Erlebnissen bei vorhergegangenen Teilnahmen erfahren und sich früh für eine Teilnahme entschieden.
Da saßen wir nun und fieberten dem Start um 12:42 Uhr entgegen. Nur Basti und Ralf kannten die Strecke und Holger und ich hatten leider keine Gelegenheit mehr die Nordschleife kennenzulernen und den legendären Kurven, Abfahrten und Anstiegen, mit Namen, wie Hatzenbach, Fuchsröhre, Kesselchen oder Hohe Acht ein Gesicht zu geben. Zudem fuhren wir auf einer Kombination mit der GP-Strecke und sollten so rund 25,9 km pro Runde zurücklegen.
Doch bevor wir dran waren, sorgte noch der Start der Jedermann-Rennen über verschiedenen Distanzen und Disziplinen, wie Rennrad, MTB, Klapprad oder E-Bike für Abwechslung auf und neben der Strecke, die parallel liefen. Zu nennen ist natürlich noch das umfangreiche Rahmenprogramm im eigentlichen Fahrerlager, mit Messe von Bike / Bikeparts Herstellern, Bühnenprogramm, Verpflegung etc. Doch davon haben wir wenig mitbekommen.
Wir konzentrierten uns voll auf die Aufgabe und hatten uns vorgenommen abwechselnd zu fahren. Ralf wollte starten, da er das noch nie gemacht hatte. Holger sollte folgen, dann fuhr Basti und dann ich. So sollte jeder voraussichtlich auf rund 6 Runden in den 24 h kommen. Unser Standort war direkt an der Rennstrecke und wir konnten die Wechsel auch direkt dort vornehmen. Als Wechselstab gab es eine Trinkflasche mit Transponder, der an mehreren Stellen auf der Strecke registriert wurde und so die Zeitmessung erfolgte.
Holger hatte sportlich gedacht und noch eine freie Rolle mitgebracht die wir zum Ein- und Ausfahren dankbar genutzt haben. Außer Ralf, dem das doch zu ehrgeizig schien oder wackelig ;-). Foto, Video Holgi, Basti.
So ging die Hatz los und nur ein kleiner Regenschauer auf der Hohen Acht und im Fahrerlager brachte ein wenig Irritation wegen des Wetters aber im Grund nur eine willkommene Abkühlung ohne weitere Folgen. Aber nicht nur das Wetter sorgte für kurze Irritationen, sondern auch der immer wieder zu hörende Notarztwagen und aufsteigende Rettungshubschrauber ließen einen im Ungewissen, was da auf einen zukommen mag.
Als es für mich auf die Strecke ging, war die Aufregung groß und der Puls auch direkt mal auf Anschlag. Nach kurzem Verlauf durch das eigentliche Fahrerlager an der GP Strecke ging es auf die sagenumwobene Nordschleife – fantastisch auf so einer Rennstrecke fahren zu dürfen. Ein breites Grinsen in mein Gesicht zauberten dann die vielen Abfahrtsmomente zu Beginn der Runde, die ich weitestgehend und vermeintlich aerodynamisch optimal auf dem Oberrohr sitzend und mit den Schultern auf dem Lenker liegend verbracht habe, was ich so exzessiv bisher auch noch nicht ausprobiert hatte. Höhepunkt war dann die Fuchsröhre, die einen dann bei bis zu 11% Gefälle auf GPS gemessene 95 – 100 km/h katapultierte. Was für ein Rausch! Hammergeile Strecke. Wahnsinn was die Rennfahrer hier für eine Leistung in den Rennwagen und mit den Motorrädern vollbringen! Spätestens zwischen Caracciola-Karusell und Hohe Acht wird dem gemeinen Jedermann wie ich, bei bis zu 18 % Steigung dann jedoch wieder bewusst, wo ein Gefälle ist, wird auch ein Anstieg sein! Und die summieren sich in einer Runde auf rund 580 hm, die es jeweils zu bewältigen gilt. Neben dem Höhenunterschied von rund 290 Metern zwischen Hohe Acht und Breidscheid gilt es also ein stetes Auf und Ab zu meistern und den Windschatten von anderen, idealerweise schnelleren Mitstreitern zu nutzen und wenig davon zu geben ;-).
Nach den ersten beiden Durchgängen konzentrierten wir uns auf die anstehende Nacht und änderten die Renntaktik auf 2 Runden für jeden, so dass jeder auch eine ordentliche Mütze Schlaf nehmen konnte. So war für mich um 1 Uhr die Nachtfahrt beendet. Die Strecke war an neuralgischen Punkten ausgeleuchtet worden und so ziemlich alle Teilnehmer hatten Hochleistungslampen dabei, die eine gute Sicht und Sicherheit für alle ausmachten. Nach der anstrengenden Doppelrunde 3 & 4 freute ich mich also auf eine heiße Dusche und nach dem obligatorischen Auffüllen der Energie- und Flüssigkeitsspeicher ging es in den Schlafsack. Das Glück und Wetter blieben uns hold, so dass ich voraussichtlich gegen 7 Uhr wieder dran sein durfte.
Unsere Rundenzeiten lagen alle so um und bei einer Stunde. Wir haben dann die genauen Wechselzeiten in einer Tabelle nachgehalten und wussten so, wer wann dran ist.
Die Nacht hatte tatsächlich Regeneration im Körper zugelassen, so dass es für mich überraschend motiviert und schmerzfrei am Morgen auf die Strecke ging. Fantastisch so bei Sonnenaufgang und frischer Luft über die Strecke zu heizen!
Danach gab es erst mal ein Frühstück und ein Feedback der Mitstreiter, wie die Nacht so gelaufen war. Die ersten Zimperlein waren zu spüren! Aber Basti hatte „Velominati: Die Regeln – Kodex für Radsportjünger“ mitgebracht und bereicherte uns unwissende mit den passenden Ansagen, wie „Regel # 5: Beiß verflucht noch mal auf die Zähne.“, # 37: „Die Bügel der Radbrille sollten über den Gurten des Helmes sitzen.“, oder # 93: „Abfahrten dienen nicht der Erholung.“
Zwischenzeitlich waren Philipp und Teresa noch erschienen, die sich nach anstrengender Hochzeitsparty auf das Bike gesetzt, hatten um uns einen Besuch abzustatten. Danke noch mal an Philipp für seinen Platz im Team als Vertretung! Der brachte dann noch Regel # 6 ins Spiel: „Free your mind, and your legs will follow„. Danke dafür! Hat aber recht behalten.
Jeder von uns hat am Morgen nochmal alles aus sich rausholen müssen und wir waren mit den jeweils 6 Runden dann auch echt bedient. Ich hatte das Vergnügen den Schlussfahrer machen zu dürfen und hätte fast noch den Zielstrich vor dem Ende meiner letzten Runde, um 12:15 Uhr, überquert, was mir die Ehre einer weiteren letzten Runde eingebracht hätte, auf die ich gerne verzichtet habe. Bei unserem Ergebnis ging es nur um den olympischen Gedanken „Dabei zu sein“ und Spaß zu haben. Das Ergebnis haben wir voll erreicht!
In diesem Sinne hatten wir ein großartiges, intensives, sturz- und pannenfreies Wochenende, das Wetter hat mitgespielt, ich habe wieder ein paar echt enthusiastische Radrennfahrer kennengelernt und bin gespannt, ob wir uns mal wiedersehen. In diesem Sinne „Kette rechts“!
Ach ja, apropos, wir haben dann in der Altersklasse mit 24 geschafften Rundenden Platz 67 belegt und 213. gesamt von 658 4er Teams. Übrigens, die besten Einzelstarter, also die 24h alleine Runden drehen, haben 27 Runden geschafft. Abartig, oder?