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Den Wendelstein immer im Auge

20.08.2012 – von Werner Schmitz

Auszüge aus dem Tagebuch zweier Rennradler:

Am Samstag den 18.8. 6 h war es dann so weit. Unsere Pensionswirtin Frau Bichlweber hatte für 6.30 h das Frühstück gerichtet. Bad Feilnbach und Au sind an diesem Wochenende fest in Radlerhand.

Unsere Alarmstühle waren bereits vorbereitet… die Flaschen gemixt…wir wären auch mitten in der Nacht innerhalb von 10 Minuten startklar gewesen….wobei 6 h Samstags ist ja fast mitten in der Nacht.

Am Abend zuvor hatten wir uns auf dem Brunnerhof mit Tina’s selbstgemachter Steinofenpizza die Grundlage für die Rundfahrt gelegt und wir konnten sogar beim Teigrollen unsere Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Am Frühstückstisch gesellte sich dann noch ein Radler zu uns, seine Mitfahrer wollten erst gg. 7 frühstücken (ihnen hatte wohl niemand gesagt, daß es das wärmste Wochenende des bisherigen Jahres werden sollte). Wie auch immer, wir waren pünktlich um 7 h am Start.

Zuvor machten wir auf der Hinfahrt zum Start noch einige schöne Bilder im Frühnebel bei. 16 Grad.

Los ging’s. Hunderte von Radsportbegeisterten waren wieder von Nah und Fern angereist. Die Parkplatzzuweiser waren schon seit 3.30 h beschäftigt.

Schon nach vier Kilometern war uns klar, wenn wir den Marathon ( 210 km) angehen wollten, mußten wir vor der Mittagshitze über’s Sudelfeld ( Km 99).

Die erste Labe ( so nennt man im Bayernland die Verpflegungsstellen) in Sachrang erreichten wir um 9 h. Wir lagen hervorragend in der Zeit auch Dank des “ RC Kösching“, bei denen hatten wir uns über 30 km in den “BUS“ gesetzt aber auch mal Führungsarbeit bei Tempo 33-37 km/h geleistet. In Sachrang gönnten wir uns nur eine kurze Pause, wartete doch der Tatzelwurm mit seinen 16 % im unteren Streckenabschnitt auf uns. Vor dem Anstieg noch ein Gel und direkt den richtigen Gang rein und unsere Zweiergruppe kurbelte harmonisch auf’s Sudelfeld (1.100 Hm). Dabei mußten (smile) wir sogar die ein oder andere Bikerlady passieren lassen. Um 11.10 h waren wir oben…kurze Pause mit Bananen und ab ging’s in die Abfahrt nach Bayrischzell….an uns kam mal wieder keiner vorbei. Hier konnten wir mal wieder unsere Abfahrerqualitäten und die paar Kilo mehr voll ausspielen.

Nach der Abfahrt ereilte Marcus ein “Schleichender“ und wir wechselten zügig den Schlauch, vermutlich hatte sich das Felgenband ein wenig verschoben.

Nach wenigen Minuten erreichten wir an der Krugalm bei Km 99 die zweite Labe.

Hier herrschte wieder reges Treiben. Da das Gros der Radler wohl “nur“ die 114er Runde fährt, gibt’s hier auch schon die Käsespatzen, von denen wir all denen abraten, die auf die längeren Strecken gehen. So lecker sie auch sind, sie wirken wie Honig auf der Straße. Dafür tranken wir schon zwei warme Gemüsebrühen,um den Salz- und Mineralienhaushalt aufzufüllen.

Zügig ging’s weiter über Hundham und Hausham und den Anstieg nach Wall. Auweia….eine Welle nach der anderen und die Mittagssonne kam jetzt immer stärker durch.

Was wollen wir machen ?…wie sind die Beine ?..bei Km 132 …die Entscheidung !!…Rechts auf die 165er und noch 33 bis in den Biergarten !!! ( Das wär’s jetzt) …oder geradeaus noch 78….ich drehte mich kurz zu Marcus um und hörte nur “ WEITER GERADEAUS “…..JA !!! ..wir wollten IHN (den Marathonwendelstein) beide, war unser Risiko doch überschaubar, denn unsere Spezi Hans war ja noch irgendwo hinter uns im Servicebesenwagen…ein neuer vollklimatisierter VW T5….(unsere “Lebensversicherung“).

Mit dieser Gewißheit, noch ein Netz aufgespannt zu wissen, schlugen wir den Weg auf Bad Wiessee am Tegernsee ein. In unseren Bus setzten sich noch zwei “Lutscher“.

Auf meinen Hinweis nach 15 Km, sie sollen doch mal beim Busfahrer vorne zwei Tickets abholen, hörten wir auch nur ein leichtes Stöhnen. Busfahren mach halt Spaß…egal…wir haben sie dann mitgenommen bis zur dritten Labe in Bad Wiessee. Nur als sie uns kurz vorher noch überholen wollten, ließ Marcus seine “ Zähne blitzen“ und den Antritt von uns konnten sie nicht mehr kontern………MÄNNER 🙂

An der Labe gab’s wieder viele Köstlichleiten und die Gemüsebrühe wirkte auch wieder Wunder.

Ich telefonierte kurz mit unserem “Lebensversicherungsvertreter“ Hans, er war 12 km hinter uns in Schafflach. Also genug Zeit für uns, den Anstieg über Rottach Egern entlang der Enterrottach hinauf ins wunderschöne Valepp anzusteuern und falls die Beine doch nicht durchhalten, waren zwei Plätze im T5 gebucht.

Durch Rottach ging’s vorbei an der Mautstelle hinauf ins Valepp. Marcus biß die Zähne zusammen und als dann der T5 mit Hans an uns vorbeikam, Hans mit frischem kühlen Weißbier aus dem T5 winkte, gerieten wir nur kurz in Verlockung..dieser “Deiffi“….NEIN….wir wollen uns unseren Marathonwendelstein ehrlich verdienen !!!

Unsere Police war zerrissen und wir auf uns alleine gestellt. Wir genossen die Abfahrt im Valepp und als wir in der Klamm kurz am Abzweig zum Schinder ( so der Name des Berges ) für ein Fotoshooting anhielten, meinte Marcus, er würde etwas frösteln. Das war das Zeichen für eine kurze Rast mit Fußbad und Abkühlung in der Enterrottach. Und als die Münchner Mountainbikeamazone, die zuvor von uns noch die Bilder gemacht hatte, in der Enterrottach textilfrei badete, war uns klar, wir verlängern unsere kleine Erfrischungspause noch ein wenig 🙂

Himmel hilf…..Radfahren kann ja auch noch nach 180 km sooo schön sein. Emotional, mental und pedal gestärkt konnte uns der letzte lange Anstieg hinauf zum Spitzingsee nichts mehr anhaben….er hatte fast schon verloren.

Auf der Auto und Motorradfreien Strecke ging’s die 300 Hm hinauf zum “Spitzing“.

Dort erwartet uns am See bereits die Open Air “Musi“ und nachdem uns eine Osteuropäische Schönheit dann nach mehrmaligen Versuchen endlich fotografiert hatte, kurbelten wir im Gefolge eines sympathischen Radlpaares hinauf zur Anhöhe.

Nach gegenseitigem Fotoshooting mit dem Schliersee im Hintergrund, stürzten wir uns in die Höllenabfahrt hinunter Richtung Fischbachau. Bei einer Geschwindigkeit von 79 kmh auf zwei dünnen Pneu’s ist der Faden des Lebens verdammt dünn !

Jetzt war uns langsam klar, daß wir den Marathon so gut wie geschafft haben. Die verbleibenden 20 Kilometer spulten wir beseelt mit dem Hochgefühl des Erfolges ab und erreichten um 17.15 h das Vereinsheim in AU.

Der werte Leser sollte wissen, unsere Touren über 100 km haben wir zuletzt im Februar auf Zypern abgespult und danach höchsten mal 80-100 km auf dem Roadbike.

Freudetrunken wandelten wir an der immer noch aufspielenden Auer “Musi“ vorbei, um unsere Trophäe, den 2012er Marathonwendelstein in Empfang zu nehmen. Nein…wir wollen kein Handtuch….kein Weißbierglas….kein Trikot…..keine Weste….wir wollen den “Marathonwendelstein“.

Den krönenden Abschluß in der Abendsonne genossen wir mit unseren Radlfreunden Hans vom Team SC Au, mit dem Hickl Max vom Team Clariant und unseren Auer Radlfreunden.

Fazit:

Die Wendelsteinrundfahrt ist ein absolutes “Muß“ für jeden Rennradler…es müssen nicht die Ötztaler…Drei Ländergiro…Arber Massenveranstaltungen sein. Und wenn denn dann noch Kaiserwetter angesagt ist und die Beine stimmen, dann werden Endorphine und Adrenaline freigesetzt, die der berufstätigen Bevölkerung für die nächsten Wochen ganz ganz viel Kraft geben.

Hier noch mal ein ganz besondere Dank an die vielen Helfer des SC AU! Da ich ja schon sehr oft im “Service“ bei euch mitgefahren bin, weiß ich den Einsatz zu schätzen.

So, und weil’s so schön war, hier noch ein paar Bilder von Marathon-Photos.com

2 Kommentare

  1. servus,
    ich bin auf die Seite durch euren Eintrag im Gästebuch des SC Au gekommen. Hat mich doch gewundert, dass zwei Nordlichter den weiten Weg auf sich nehmen. Ich kenn die Rundfahrt seit letztem Jahr, auch für mich ist und war es der Saisonhöhepunkt. Noch dazu, wenn man so ein Wetterglück hat.
    Zufällig hab ich noch den Beitrag über die Pfingsfrühtour gelesen. Kompliment an euren Autor, er hat einen sauguten Schreibstil.

    viele Grüsse vom Schorsch

  2. Servus Schorsch,
    das Team-Ein-Stein ist von Werner angesteckt worden. Er hat uns vor zwei Jahren überredet, die Wendelsteinrundfahrt zu fahren. Ich kann nur sagen das war der Hammer! Leider konnten dieses Jahr nur zwei von uns teilnehmen aber mittlerweile ist sie fester Bestandteil in unserem Terminkalender. Leider kollidiert sie ab und an (wie letztes Jahr) mit dem 24h Rennen in Duisburg. Wir sind gespannt ob wir nächstes Jahr ein paar mehr an den Start bekommen. Wir geben alles 🙂
    Danke für das Lob über den Artikel, falls Werner es nicht gelesen haben sollte, werde ich es weiter geben.

    Grüße aus dem Oberbergischen

    Der Commander

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